Chris Nains Blog

Digitales Tagebuch

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Was ist Schuld?

8. Januar 2012 · 4 Kommentare

Wulff badet dieser Tage in Unschuld und wird von vielen Teilen der Gesellschaft als alles andere als unschuldig angesehen.

Die Frage, was Schuld ist, ist gar nicht einfach zu beantworten.
Schuld ist nämlich immer abhängig davon, was ein Mensch für sittliche, ethisch-moralische oder gesetzliche Wertvorstellungen hat.

  • Schuld ist davon abhängig, was deine Mitmenschen als Schuld empfinden, was dich deine Familie und deine Mitmenschen gelehrt haben.
  • Schuld ist von den ethisch-moralischen Vorstellungen der eigenen Glaubensgemeinschaft abhängig.
  • Schuld ist von den Gesetzen der Nationalstaaten abhängig.

So ist Schuld für einen deutschen Atheisten etwas anderes als Schuld für einen somalischen Sunniten.

Die „westliche Welt“ hat wegen ihres Lebensstils einen riesigen Anteil daran Schuld, dass Menschen in Afrika in Armut leben. Rein rechtlich, haben wir am afrikanischen Elend keine Schuld.
Den meisten Menschen in Deutschland ist das Elend anderer Menschen völlig egal, auch wenn wir alle zu diesem Elend beitragen.
In Afrika werden „unschuldige Urlauber“ von Terroristen entführt. In Afrika werden Schiffe überfallen die Rohstoffe afrikanischer Länder exportieren, welche von Afrikanern im Kampf um ihr Überleben, zum Zwecke unseres Luxus, gefördert wurden. Diese Schiffe werden durch die deutsche Marine gewaltsam gegen diejenigen somalischen Piraten verteidigt, denen dieser Überfall vielleicht das Überleben sichert.

Ist Schuld eine Sache des Standpunktes?

Bin ich schuldig, weil ich Sex vor der Ehe hatte? Ich fühle mich nicht schuldig!
Ich fühle mich schuldig, weil ich ein Rädchen eines Systems bin, welches weite Teile der Welt zum Zwecke ihres Wohlstands ausbeutet.
Ich fühle mich schuldig, weil ich durch meinen Fleischkonsum dafür sorge, dass dafür Tiere unter schlechtesten Bedingungen gehalten werden und sogar Menschen in anderen Teilen der Welt aus diesem Grund hungern.
Ich schäme mich dafür, in einer Gesellschaft zu leben, in der 90% der Menschen ihre Schuld nicht einmal erkennen.

Darum twitterte ich:

https://twitter.com/#!/Mitgezwitschert/status/155684247666049024

Ich versuche mal für mich Schuld zu definieren:

https://twitter.com/#!/Mitgezwitschert/status/155986497944813570

Da ich auch das getwittert habe, bekam ich schon einige Rückmeldungen. Es gab aber noch keinen Kommentar der den Satz für mich entkräftet hat oder mich dazu bewegt ihn zu ändern.
Vielleicht kommt dieser Kommentar aber auch noch?

Ergänzen kann man vielleicht:

  • Schuld sind Menschen auch dann, wenn „die Tat“ nicht persönlich ausgeführt wird.
  • Sich an Stelle anderer zu befinden erfordert, sich auch in die Lage des anderen zu versetzen.
  • Schuld für sich erfordert keine Bestrafung.

Update: Ein interessanter Kommentar hat mich darauf gebracht, dass der Satz die eigene Schuld am eigenen Unglück nicht berücksichtigt.

→ 4 KommentareTags: Gesellschaft

BRA001 – Jahresrückblick 2011 Piratenpartei Brandenburg

3. Januar 2012 · Keine Kommentare

Ducktail und ich haben einen gemeinsamen Podcast mit Thema dem Jahresrückblick 2011 aus Sicht von Mitgliedern der Piratenpartei Brandenburg aufgenommen. Der Podcast ist im Audioportal des Landesverbands Brandenburg der Piratenpartei Deutschland zu finden.

Themen waren unter anderem die Bundes- und Landesparteitage, der Wahlkampf, das sensationelle Ergebnis in Berlin und die Trojaner zum Jahresende.

Einen Namen für den Podcast suchen wir im Übrigen noch, ich wäre ja dafür eine Abstimmung über die interessantesten Namen zu machen. Tolle Vorschläge sind natürlich immer noch gern gesehen.

Es war unser erster Podcast, dafür ist er meiner Meinung nach ganz gut geworden. Ich hoffe ihr seht das ebenso. Über positive oder konstruktiv-negative Kommentare freuen wir uns natürlich sehr.
Viel Spaß beim Hören!

Link zum Podcast: Jahresrückblick 2011 Piratenpartei Brandenburg
Download: mp3 (ca. 134 MB), oga (ca. 24 MB)
Dauer: ca. 2h 26min (aufgenommen am 28.12.2011)

Update: Wir haben eine Umfrage zur Namensfindung gestartet ihr könnt euch hier beteiligen: Zur Umfrage

Gesprächspartner:

Hier eine (recht lange) Linkliste zu den im Podcast angesprochenen Themen:

Ergänzungen und Korrekturen:

1) Die korrekte Adresse der Landesgeschäftsstelle ist: Am Bürohochhaus 2-4, 14478 Potsdam (hatte fälschlicherweise 1-3 gesagt)
2) Der erwähnte Heiko besucht Stadtverordnetenversammlungen im Barnim und nicht in der Uckermark.
3) Ich wusste natürlich was der Chronotyp ist, ich hatte nur den Antrag nicht im Kopf. 😉
4) Es sind sicher noch weitere Fails enthalten, ihr könnt gern kommentieren. 😉

→ Keine KommentareTags: Brandung · Piratenpartei · Podcast · Politik

Pro-BGE

6. Dezember 2011 · 15 Kommentare

Seit dem Beschluss zum Bedingungslosen Grundeinkommen auf dem Bundesparteitag der Piratenpartei gibt es wieder eine große und hitzige Diskussion in der Partei! (Btw.: man betrachte mal das Abstimmungsergebnis im Liquid Feedback!) Aus meiner Sicht gibt es allerdings viele gute Gründe für ein Bedingungsloses Grundeinkommen.

André Martens beschreibt in seinem Blogartikel neben anderen Dingen seine kritische Position zum BGE. Als Landesvorsitzender des Landesverbands Baden-Württemberg kann er mit seinem Artikel sicher viele Leser erreichen. Er setzt sich mit dem Thema relativ sachlich auseinander, denkt aber meiner Meinung nach in vielen Einzelheiten nicht weit genug.

Zu allererst: André hat recht!

Ein Großteil der Argumente für das BGE auf dem Bundesparteitag waren unter aller Kanone! Die meisten Argumente dagegen übrigens auch. Und von den „Blauäugig, Gutgläubig, Einfältig“-Shirts braucht man gar nicht erst zu reden…

Es ist kein Argument für ein BGE
…dass man damit Wahlen gewinnt.
…dass man ja auch Banken und Europarettung finanzieren kann.

Dennoch, war unser Beschluss zum BGE am Samstag gut und genau richtig! Denn wir haben nicht beschlossen ein BGE einzuführen! Wir haben uns lediglich zu dieser Idee bekannt und möchten eine Enquete-Kommission damit beauftragen verschiedene Konzepte für ein BGE auszuarbeiten. Diese Konzepte sollen dann in einer Volksabstimmung zur Wahl gestellt werden.

Um auf Andrés Argumente einzugehen:

Das kann aber nur auf zwei Wegen passieren. Entweder drucken wir dieses Geld. Das hieße Inflation. Oder wir nehmen es jemandem weg. Dann sollten wir aber auch so ehrlich sein zu sagen, wem wir es nehmen wollen. Um diese Frage drücken wir uns aber und das ist unehrlich.

Ein Konzept kann nicht sein, das BGE mit dem Drucken von Geld zu finanzieren. Dies macht keinen Sinn, da man wegen der Inflation so natürlich auch stetig das BGE erhöhen müsste. Das Wegnehmen des Geldes bei anderen kann schon eher eine Möglichkeit sein, zum Beispiel mit dem Konzept der Negativen Einkommenssteuer.
Es gibt auch nicht nur zwei Wege! Ein dritter, auch vorstellbarer Weg wäre z.B. die Finanzierung des BGE über eine hohe Konsumsteuer.
Das Problem: Wie soll man ehrlich sagen, wem man etwas wegnimmt, wenn dies ohne konkretes Konzept nicht feststehen kann? Zudem soll über das Konzept abschließend nicht von den Piraten, sondern von allen Menschen des Landes entschieden werden.

Wenn man sich aber mal anschaut, warum Menschen auf Arbeitssuche deprimiert sind und krank werden, dann stellt man oftmals fest, dass es gar nicht mal das fehlende Geld ist, das diese in die Verzweiflung treibt. Es ist das Gefühl des Nichtgebrauchtwerdens, des Nichtgewolltseins.

Das ist kein Argument gegen ein BGE. Denn Menschen, die sich engagieren wollen, werden immer gebraucht! Allerdings werden sie inzwischen meist dort gebraucht, wo meist kein Einkommen zu erwirschaften ist. Zum Beispiel:

  • In der Pflege,
  • der Lehre,
  • in kreativ-künstlerischer
  • oder ehrenamtlicher Tätigkeit.

Für diese Arbeit erhalten Menschen Wertschätzung und verhungern dank des BGE trotzdem nicht. Heute werden diese Arbeiten teilweise vom Staat und teilweise aus eigener Tasche bezahlt. Tatsächlich Geld verdienen, können in diesen Tätigkeiten nur die allerbesten unter den Kreativen.

Das BGE sei übrigens alternativlos, weil uns bald die Arbeit ausginge, hört man immer wieder. Horden von Robotern werden in Zukunft unsere Arbeit machen, während wir nicht mehr wissen werden, wohin mit unserer Zeit. Das Problem: die Zahlen sprechen dagegen. Als Betriebsratsvorsitzender habe ich Kontakt mit vielen Firmen aus der Metallbranche und dort herrscht schon jetzt regelrechte Panik angesichts der Schwierigkeiten, noch Mitarbeiter zu finden (es werden sogar teilweise Prämien gezahlt, wenn Mitarbeiter neue Mitarbeiter werben). Die Abkehr von der 35-Stunden-Woche und damit Verlängerung der individuellen Arbeitszeit ist jetzt schon in vollem Gange. In rund 10 Jahren wird die Zahl der fertig werdenden Schüler um ein Drittel geschrumpft sein, während gleichzeitig aufgrund der Altersstruktur in den Betrieben große Teile der Belegschaft in die Rente verschwinden werden. Das mag nicht für alle Branchen gelten, aber an das grundsätzliche Verschwinden der Arbeit glaubt zumindest in der Metallindustrie so schnell niemand.

Hier ist etwas wahres dran. In manchen Branchen fehlt es an Arbeitskräften, in anderen allerdings nicht. Dies ist aber auch schon jetzt ohne BGE der Fall. Es gibt andererseit unzählige (eigentlich unnötige) Tätigkeiten, welche nur durch den Staat am Leben erhalten werden und welche mit einem BGE wegfallen würden. Je nach Konzept sind dies mehr oder weniger. Drei Beispiele:

  • Es bräuchte keine Angestellten in der Arbeitsvermittlung mehr.
  • Die Verwaltung der Sozialleistungen würde deutlich vereinfacht, so dass hier viel weniger Angestellte benötigt werden.
  • Die Rettung oder Subventionierung von nicht konkurrenzfähigen Pleitefirmen, welche nur dem Arbeitsplatzerhalt dient.

Dies bringt natürlich mehr Leute an den Arbeitsmarkt. Wenn Unternehmen also für sich werben, ausbilden und einigermaßen zahlen werden dort auch Menschen arbeiten. Und wenn Deutschland an Einwohnern (und damit Arbeitskräften) verliert, weil die Geburtenrate zurückgeht: Es gibt auch viele bereits gut ausgebildete Menschen aus Nordafrika und anderswo, von denen sicher auch gern einige in Deutschland ihr Glück finden würden.

Anfangs sagte ich, dass auch vieles für ein BGE sprich, hier ein paar Punkte:

Aus Sicht des Arbeitnehmers:

  • Keine Angst mehr vor (Erwerbs-)arbeitslosigkeit
  • Bessere Verhandlungsbasis mit dem Arbeitgeber
  • Keine Gängelung durch Sozialbehörden
  • Es ist einfacher möglich weniger Wochenstunden zu arbeiten
  • Es fällt leichter eine Arbeit aufzugeben, um sich etwas neues zu suchen
  • Man kann auch keiner Erwerbsarbeit nachgehen, um sich ehrenamtlich zu betätigen oder sich zu erholen
  • Man kann selbst entscheiden, wann man Rentner ist oder wann man arbeiten möchte

Aus Sicht der Wirtschaft:

  • Das Entlassen von Angestellten bringt diese nicht in finanzielle Notlage
  • Arbeitnehmer sind auch mit weniger zufrieden, wenn die Arbeit ihnen Spaß bzw. für sie Sinn macht
  • Man kann schneller und gesellschaftlich akzeptiert Arbeitnehmer für befristete Jobs finden
  • Selbstständige sind grundsätzlich versorgt und können schneller auf Hilfe Anderer zugreifen
  • Man kann allein oder gemeinsam mit anderen an Innovationen forschen ohne von Geldgebern abhängig zu sein

Sicher hängt all das davon ab, ob das BGE überhaupt finanzierbar ist und welche Seiteneffekte (z.B. Mieterhöhungen) es haben kann, wenn man es finanziert.

Sich mit dem Thema zu beschäftigen, es in die Gesellschaft zu tragen und am Ende, sofern es sinnvolle Konzepte gibt, alle zu fragen, ist aber richtig! Wenn dann bemerkt wird, dass über alle Finanzierungen höchstens 500€ monatlich für jeden rausspringen, dann wird das ganze eben abgelehnt.

Und darum stehe ich voll und ganz hinter dem Beschluss des Bundesparteitages.

Die Aufregung von vielen kann ich nicht nachvollziehen. Wenn ihr andere Ideen habt: Ich bin interessiert!

→ 15 KommentareTags: Perspektiven · Piratenpartei · Politik

Piratenappell pro Europa

4. Dezember 2011 · Keine Kommentare

Liebe europäische Piraten!

Der „Piratenappell pro Europa“ ist nicht nur ein Antrag, sondern ein Auftrag!

Wir als Piraten haben, mit Hilfe des Internets, erstmals die historische Chance uns gemeinsam mit den anderen europäischen Piratenparteien auszutauschen, um ein gemeinsames europäisches Wahlprogramm zu entwickeln. Vor allem sind wir in der Lage dies auf demokratischem Wege zu realisieren und nicht durch Klüngelrunden von Vorstandmitglieder.

Die Piratenparteien Europas und sogar der ganzen Welt haben viele gemeinsame Standpunkte. Lasst uns also diesen ersten Schritt gehen und aus diesen Standpunkten ein gemeinsames europäisches Programm für die nächste Europawahl schaffen!

Wer sich inspirieren lassen will, dem sei dieser Klabautercast empfohlen!

→ Keine KommentareTags: Heimat · Internet · Piratenpartei · Politik

Systemfrage

27. Oktober 2011 · Keine Kommentare

Wir leben in turbulenten Zeiten. Überall auf der Welt gehen Menschen auf die Straßen, um wieder gehört zu werden. Dies passiert in Diktaturen ebenso, wie in Staaten die als Demokratien bezeichnet werden, jedoch in ihrer Repräsentation weit entfernt von „der Herrschaft des Volkes“ sind.

Tatsächlich ist der Bürger ohnmächtig, da er mit seinem Kreuz alle > 4 Jahre allenfalls Änderungen in den Parteien, jedoch nicht in der Politik herbeiführt.  Parteien scheinen für nichts mehr zu stehen, die liberal-konservative Regierung schafft die Atomkraft ab und die Pazifisten beginnen den ersten Krieg Deutschlands nach dem zweiten Weltkrieg.

An der „Herrschaft“ teilhaben, kann der Bürger in Deutschland eigentlich nur, wenn er die Medien begeistern kann, die über ihre Multiplikatorfunktion in der Lage sind politische Änderungen herbeizuführen. So bringen die Medien den Betrüger Guttenberg zu Fall oder die Piratenpartei ins Berliner Parlament, nachdem sich viele Leute engagiert haben um ein mediales Interesse zu wecken.

Die Piratenpartei bietet nun tatsächlich eine Chance für eine „Herrschaft des Volkes„, wie ich bereits berichtete.

Die Piratenpartei hat damit zwar eine Idee von einem neuen politischen Betriebssystem, welches breite Beteiligung ermöglicht, jedoch keine Ideen für gesellschaftliche Fragen.

Das ist nicht ganz richtig, denn es gibt die Idee des BGE, des Bedingungslosen Grundeinkommens, welches zwar im Berliner Wahlprogramm zu finden ist, jedoch innerhalb der Gesamtpartei auch umstritten ist. Um an das BGE zu glauben, muss man an das Gute im Menschen glauben und dazu sind viele nicht bereit. Es handelt sich hier auch tatsächlich um einen Glauben, denn das BGE ist eine Vision, welches bisher in keinem Land der Welt tatsächlich praktiziert wurde. Man müsste das BGE ausprobieren, um zu wissen ob es funktionieren kann.

Das BGE ist nur ein Upgrade für das vorhandene Gesellschaftssystem. Mit dem BGE werden wir keine Bankenkrise besiegen. Man könnte mit dem BGE vielleicht die Occupy-Bewegung besänftigen, welche die soziale Ungleichheit anprangert. Occupy beklagt, dass „genug Geld“ vorhanden sei, um Banken und Staaten zu retten, jedoch nicht genug um kostenlose Bildung oder vernünftige Gehälter zu finanzieren. Mit dem BGE könnte man diese Gruppe vielleicht zufriedenstellen, da beim BGE jedem ein bedingungsloses Grundgehalt in einer bestimmten (zu ermittelnden) Höhe gezahlt wird, welches zum Leben ausreicht und Geld durch Erwerbsarbeit zusätzliches Geld für „Luxus“ wäre.

Ob es BGE existiert oder nicht rettet weder Banken noch Staaten. Wenn im Zuge der Krise trotz BGE andere Sozialausgaben gestrichen werden oder sich Preise erhöhen, werden die Demonstranten schnell auf die Straßen zurückkehren.

Wir können also weiter am Kapitalismus herumdoktorn: Ein BGE einführen, Banken retten, versuchen über Finanztransaktionssteuern oder Verbot von Leerverkäufen den unverantwortlichen Handel mit Geld zu begrenzen. Vielleicht können wir mit einer Weichenstellung hier und einer Weichstellung dort das System erträglicher machen.

Vielleicht ist es aber auch an der Zeit, wieder einmal die Systemfrage zu stellen?

Ein schöner Spruch der BGE-Bewegung ist „Macht Geld Sinn“. Er stellt einerseits die Frage nach dem Sinn des Geldes und soll andererseits andeuten, dass mit BGE den Menschen eine Freiheit zurückgegeben wird, die ihnen mittels Geld die Macht gibt, den Sinn des eigenen Lebens zu finden und zu leben.

Ich frage mich aktuell jedoch eher „Macht Geld Sinn?“. In der Gesellschaftsordnung Kapitalismus bekommen wir Geld für Erwerbsarbeit, um wieder mit diesem Geld Grundbedürfnisse und Wohlstand zu finanzieren. Dieses Geld muss zirkulieren und sollte möglichst nicht aus dem Geldsystem herausgenommen werden, da sich sonst die Geldmenge verkleinert und das System in seiner Funktion schädigt. (Auf der Bank gespartes Geld, wird nicht dem System entnommen, da die Bank mit diesem Geld arbeitet.) Da dies jedoch trotzdem passiert wird auch immer Geld nachgedruckt, was normalerweise sehr kontrolliert ablaufen sollte, da auch zu viel Geld im System schadet.

Geld wird auf der Bank gespart und Geld wird als Kredit verliehen. Kredite werden dazu genutzt Investitionen zu tätigen, welche im Idealfall den Kredit mit seinen Zinsen wieder tilgen können. Tatsächlich können nicht alle Kredite zurückgezahlt werden, den Banken steht jedoch Geld zu. Das Geld was der Bank von dem Einen zusteht, kann an den Nächsten als Kredit weiterverliehen werden. So kommt eins zum anderen. Hinzu kommen abgefahrene Bankgeschäfte und wundersame Geldvermehrung und am Ende muss irgendjemand dafür Bluten. Jemand muss Geld zurückzahlen, welches es eigentlich gar nicht gibt.

Im Fall von Griechenland versucht man fehlendes Geld von den Bürgern der EU und durch Einsparungen Griechenlands zu holen. Wenn man dieses Geld nicht beschaffen kann, könnte dies die Bank ruinieren. Eine Bank die pleite ist, kann den Leuten, welche Geld bei dieser Bank angelegt haben, kein Geld zurückzahlen. Und dann kommen wir bei einem Dilemma an.

Zwar garantiert der deutsche Staat bis zu einer gewissen Höhe für die Ersparnisse der Bürger, müsste aber um diese Garantien zu erfüllen neue Kredite (von Banken!) bemühen. Damit dreht sich die Spirale weiter bis das System crasht, es über Inflation zu einer Währungsreform kommt und das Spiel von Vorn beginnt.

Zurück zur Systemfrage!

Da heißt es immer so schön: „In was für einer Gesellschaft möchten wir leben?“

Leben wir im Kapitalismus… wird das System wohl irgendwann wieder zusammenbrechen, bis es wieder von vorn beginnt und wieder aufgebaut wird und wieder zusammenbricht.
Leben wir im Kapitalismus… wird nur Erwerbsarbeit bezahlt. Sie wird nicht gerecht bezahlt, sondern nach verschiedenen anderen Kriterien. Soziales Engagement wird nicht gewürdigt.
Es gibt vieles das gegen den Kapitalismus spricht und vieles da dafür spricht. Das System wird ausgenutzt.

Wie sieht es denn im Kommunismus aus?

Den Kommunismus gab es noch gar nicht wirklich. Es gab und gibt den Sozialismus, der jedoch nicht ohne die Kontrolle seiner Bürger auskommt. Wollen wir das?

Im Kommunismus muss man im Grunde, wie beim BGE, an das Gute im Menschen glauben. Marx skizziert die klassenlose Gesellschaft des Kommunismus mit  „Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen!“ eine Utopie, welche sehr leicht ausgenutzt werden könnte.

Gesellschaftssysteme mit starren Klassen, welchen unterschiedliche Privilegien zukommen, brauche ich gar nicht erst ansprechen. Wir wollen keine Diskriminierung schaffen.

Was steckt dahinter?

Was versucht man mit Geld zu erreichen? Man versucht einen Antrieb herzustellen. Menschen werden angetrieben Geld zu verdienen, um sich selbst und andere versorgen zu können. Die Höhe des verdienten Geldes sollte im Idealfall einen Grad der Anerkennung darstellen. So erhalten hochgebildete Menschen für komplizierte Tätigkeiten in der Regel mehr Geld als andere Menschen für einfache Tätigkeiten.

Allerdings erhält man demzufolge Anerkennung in Form von Geld nur für Erwerbsarbeit. Engagement in anderen Bereichen wird einem bestenfalls gedankt. Von diesem Dank kann man sich jedoch weder Essen kaufen, noch eine Wohnung mieten.
Jemand der in der Gesellschaft keiner Erwerbsarbeit nachgeht rutscht in eine Nische, wird als seltsam angesehen und da hilft auch viel Dank nicht. Wer den ganzen Tag Erwerbsarbeit nachgeht bringt vielleicht viel Anerkennung in Form von Geld nach Hause, die Familie jedoch wird demjenigen das jedoch nicht Danken.
Außerdem gibt es immer mehr anspruchsvolle Erwerbsarbeit, die schlecht bezahlt wird und gleichzeitig Arbeit, welche über-über-überproportional gut bezahlt wird, selbst wenn die Arbeit schlecht gemacht wurde.

Im vollendeten Kommunismus gibt es gar kein Geld mehr. Anerkennung würde also nur noch in Form von Dankbarkeit ausgeschüttet. Genügt Dankbarkeit, um genügend Antrieb in einer Gesellschaft zu generieren? Wie kann man den Missbrauch des Systems verhindern? Und was ist mit dem Privateigentum?

Was nun?

Ich frage mich, ob ein anderes Gesellschaftssystem möglich ist. Wenn man Demokratie zu einer flüssigen Demokratie evolutionieren kann. Geht in Punkto Gesellschaftssystem nicht auch irgendwas mit Internet?

Ich habe gestern getwittert: „Post Privacy schafft die Chance die Eigenschaften des #Internet s in die reale Welt fließen zu lassen. #Spackeria #Piraten“

Kann man sich ein Gesellschaftssystem vorstellen, welches auf den Möglichkeiten des Internets aufbaut?

PS: Ich bin kein Experte, also hängt euch bitte nicht an Details auf. Seht es mir bitte nach, wenn alles nur sehr oberflächlich und laienhaft geschrieben ist.

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